Wo lebt sonja honecker heute: In Interviews, einem Video und einem Buch hat er beschrieben, was mit Roberto Yáez nach seinem Verschwinden passiert ist. Er beschloss, es nach dem Tod seiner Großmutter Margot zu veröffentlichen, die er als seinen „persönlichen Mauereinsturz“ bezeichnet.
Ich wusste also, dass ich aus derselben Generation wie er bin, der Sohn von Honeckers Tochter Sonja und dem chilenischen Flüchtling Leo Yáez: Wir sind beide Mitte der 1970er Jahre in der DDR geboren, er in Berlin, ich wie seine Großmutter in Halle; wir sind beide in der DDR (Saale) aufgewachsen. Ich hatte den leisen Verdacht, dass unsere Lebensstile vor dem Fall der Berliner Mauer vergleichbarer waren als danach. Dabei waren meine Eltern weder wohlhabend noch Bewunderer von Honecker.
Robertito ist der Spitzname, den alle für ihn verwenden. Er ist der Sohn von Honeckers Enkel Roberto (44) und ist kürzlich zum ersten Mal nach Berlin gereist, um dort zu studieren. “Ich habe ein Touristenvisum für drei Monate bekommen”, sagt der Hobby-Skater.
Nach dem Abitur in Chile absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaften. Seine Mutter Ana Maria (51), eine Küchenhilfe, konnte ihn nicht unterstützen, weil ihr das Geld ausgegangen war. “Schauen Sie sich Deutschland an”, fügte sie hinzu, während sie bei Freunden und Bekannten Geld sammelte, um seine Reise zu bezahlen.
Robertito lebt mit seinem Halbbruder Pablo (32, Altenpfleger) in Friedrichshain in einem Hinterhaus. „Ich bin jetzt seit einer Woche hier. Aber ich habe schon entschieden, dass ich bleibe. Hier ist alles viel sicherer als zu Hause.“
Deshalb sucht er gerade in dieser Stadt nach Arbeit. Sie sollten keine Hilfe von seinem Vater erwarten. “Ihm ist das egal”, sagt Robertito. Es ist drei Jahre her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Das deprimiert mich wirklich.”
Die ehemalige First Lady der DDR ließ die Urne ihres Mannes bis zu ihrem Tod im Jahr 2016 in der Obhut eines engen Freundes. Dem Bericht zufolge wird an diesem Ort derzeit die Asche des ehemaligen DDR-Bildungsministers aufbewahrt. Die Familie hofft immer noch, dass sie in Zukunft gemeinsam in Deutschland beerdigt werden können.
Sonja Honecker, Honeckers Tochter, ist dagegen. Sie will die Asche ihrer Eltern irgendwo im Pazifik verstreuen. Enkel Roberto hingegen betrachtet seine Großeltern als historische Persönlichkeiten der deutschen Gegenwartsgeschichte und hält es für angemessen, dass sie in Deutschland beerdigt werden. „Am liebsten auf dem kommunistischen Friedhof in Friedrichsfelde, neben ihren alten Freunden“, äußerte Grimm Robertos Wunsch nach einer letzten Ruhestätte.
Er hat eine jüngere Schwester, die bei ihm lebt. Mariana, eine jüngere Schwester, starb 1988 im Alter von zwei Jahren an einer seltenen Viruserkrankung, die von ihrer Mutter übertragen wurde. Von 1981 bis 1989 besuchte Roberto das Polytechnische Gymnasium „Reinhold Huhn“ in Berlin-Mitte, das er mit Auszeichnung abschloss.
Der Fünfzehnjährige ging mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester im März desselben Jahres nach Santiago de Chile. Ihm zufolge lebte die Familie in einem kleinen Holzhaus und litt regelmäßig unter finanziellen Schwierigkeiten. Seine Eltern ließen sich nach nur einem gemeinsamen Jahr scheiden. Sein Vater nahm Roberto als Pflegekind auf, aber seine Schwester Vivian blieb bei ihrer Mutter.
Sonja Honecker heute
Trotzdem war er Omas Lieblingskind. Sie hatte ihn zu ihrem Anwesen geführt, das im schönsten Teil von Santiago de Chile lag und gut geschützt war. Omas Geld war bis zum Schluss ausgegeben, obwohl er sich nicht viel um sie kümmerte.
Seine Bilder verkaufen sich in seiner neuen Heimat, der pulsierenden Hafenstadt Valparaiso, wo er jetzt lebt, nicht sehr gut. Vor allem die Poesie war eine Enttäuschung. Er ist nicht in der Lage, sich selbst zu versorgen. Und abgesehen von sich selbst war es ihm völlig egal. Niemand, nicht einmal sein eigenes Kind, konnte ihm helfen.
Roberto, der 15-jährige Großvater, ist Margots Urenkel. Obwohl die betagte Großmutter Roberto liebte, interessierte sie sich nicht für ihr großes Wohlergehen. Enkelsohn Margot interessierte sich nur dafür, ihn zu sehen, als er ein Kind war. Zwei Jahre später ist dies nicht mehr der Fall.
Ihre Mutter Ana Maria (48) erhielt monatlich einen Anruf ihrer Tochter mit der Aussage: „Ich habe das Geld geschickt.“ Denn Margot Honecker kümmerte sich um den Unterhalt, der monatlich 128 Euro betrug. Das war bei weitem nicht ausreichend.
Mutter Ana Maria hat das alleinige Sorgerecht und muss viele Jobs ausüben, um ihr Kind in eine angesehene private Einrichtung (“Colegio Salesiano”) schicken zu können. Sie ist eine Schneiderin, die auch als Zimmermädchen in einem Hotel arbeitet.
Sie und ihr Kind wohnen in einer 40-Quadratmeter-Wohnung in der Nähe der Universität, die sie sich mit einem anderen Paar teilen. In seiner Wohnung spielt das Kind gerne Fußball auf seinem Laptop, während es vor dem Fernseher sitzt.
Der Deutsch-Chilene erzählt von seiner inneren Qual und versucht gleichzeitig, die Auflösung der DDR vor über 30 Jahren aus heutiger Sicht differenzierter zu betrachten. Er war damals noch in seiner Jugend.
Co-Autor und Kameramann Thomas Grimm hat im Rahmen seines Buchbeitrags auf rund 230 Seiten verschiedene Passagen zusammengetragen und mit historischen Recherchen ergänzt. Das Buch enthält auch bisher unveröffentlichte Fotos der Honeckers.
2013 kehrte Yaez zum ersten Mal nach Berlin zurück und brachte ein Buch und eine Reihe surrealistischer Fotografien mit. Der Deutschen Presse-Agentur teilte er damals mit, dass er als junger Mann durch die politischen Umwälzungen krank geworden sei.
Es ist an der Zeit, sich der Zukunft zuzuwenden und die Vergangenheit hinter uns zu lassen. Ist das Lesen eines Buches ein Mittel zur Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit? Die Frage konnte nicht gestellt werden. Ein geplantes Interview in Berlin war wegen gesundheitlicher Reiseunfähigkeit des Künstlers abgesagt worden.
1994 war er aufgrund seines Drogenkonsums gezwungen, sich in einer Einrichtung in Kuba behandeln zu lassen, wo Margot Honecker über ihre Verbindungen zu Fidel Castro und seiner Frau Dalia Soto del Valle ihm einen Behandlungsplatz verschaffen konnte . Er hätte die Therapie in Chile nicht bezahlen können.
Zusätzlich zu seinen kreativen Bemühungen, sich über Wasser zu halten, arbeitete er als Kellner, Immobilienmakler, Bibliothekar, Straßenmusiker und Übersetzer. In dieser Zeit erhielt er noch finanzielle Unterstützung von seiner Großmutter, mit der er die meiste Zeit verbrachte.
Erst 1999 veröffentlichte er seine erste Gedichtsammlung. Bis 2011 hat Chile zwei weitere Gedichtbände veröffentlicht. Yáez ist ein surrealistischer Künstler, der Teil der Derrame-Gruppe ist. Von 2000 bis 2002 lebte er im Land Kuba. Später nahm er an einer Reihe surrealistischer Veranstaltungen in Spanien, Portugal und Chile teil und brachte Worte und Bilder auf den Tisch.
2013 stattete er dem wiedervereinigten Deutschland seinen ersten Besuch ab, zeitgleich mit der Eröffnung einer Ausstellung seiner Gemälde, Metamorphosen: Roberto Yáez, in der Galerie Kornfeld in Berlin. Er lebt jetzt in Valparaiso, Chile, und verkauft seine Kunstwerke seit dem Jahr 2021 im Internet.