Die verborgenen Angste der Deutschen Was steckt dahinter: Wie haben sich die Prioritäten der Menschen in Deutschland im Laufe der Zeit verändert? Die einzige bundesweite Umfrage, die die Sorgen der Deutschen seit mehr als drei Jahrzehnten verfolgt, ist „Die Ängste der Deutschen“ der R+V. Der Langzeitvergleich verdeutlicht das Ausmaß der verschiedenen Themen und zeigt, welche Probleme seit 1992 Jahr für Jahr die größte Aufmerksamkeit erregt haben.
Aufschluss über das psychische Klima in Deutschland gibt der Angstindex, der aus dem Durchschnitt aller geäußerten Sorgen ermittelt wird. Hier ein paar Erklärungen zu den früheren Spitzenergebnissen der R+V-Studie:
Die Deutschen waren im Jahr 2003 zutiefst besorgt über die über vier Millionen Arbeitslosen und die steigende Zahl von Insolvenzen. Nach dem Terroranschlag in New York in diesem Jahr stieg der Angstindex und begann erst wieder zu sinken, als sich die Wirtschaft im Jahr 2006 erholte.
Für das Jahr 2010 stellten die Forscher einen neuen Rekordwert fest. Die wachsende Beunruhigung wurde durch beunruhigende Geschichten über Markt- und Währungsprobleme sowie Rettungspläne für massiv verschuldete EU-Regierungen ausgelöst.
Heftige Meinungsverschiedenheiten über die Einwanderungspolitik und die Flüchtlingskrise haben das Sicherheitsgefühl der Deutschen im Jahr 2016 ernsthaft gefährdet.
Überraschenderweise löste der Höhepunkt der Corona-Krise in den Jahren 2020–21 bei den Deutschen keine Angst aus; Der Angstindex des Landes überstieg nie 40 %.
Die scheinbar nicht enden wollende Katastrophenserie, die ihr Land heimsucht, löst bei vielen Deutschen Besorgnis aus. Der Angstindex wird im Jahr 2023 45 % erreichen, den höchsten Stand seit fünf Jahren und das zweite Jahr in Folge, in dem er ansteigt. Für viele Menschen ist die Möglichkeit eines Vermögensverlusts ein wesentlicher Grund zur Sorge.
Die größten Sorgen von 2008 bis 2023 sind:
Zyklen von Sorge und Panik
Der Anstieg der Lebenshaltungskosten, der Rekordhöhen erreichte, bereitete den Deutschen um die Jahrtausendwende große Sorgen. Als im Jahr 2011 Rettungspakete für überschuldete EU-Staaten ein heißes Thema waren, kam die Sorge auf, dass die EU-Schuldenkrise für die deutschen Steuerzahler teuer werden würde.
Durch die Anschläge der Terrororganisation IS ist die Angst der Bevölkerung vor Terrorismus deutlich gestiegen. Ihr Angstlevel war zwei Jahre lang sehr hoch.
Im Jahr 2021 kamen die wirtschaftlichen Sorgen erneut zum Vorschein. Die Mehrheit der Deutschen befürchtete, dass der Corona-Plan zu höheren Steuern und weniger Leistungen führen würde.
Die Inflation in Deutschland wird im Jahr 2022 einen Rekordwert erreichen, den es seit fast 50 Jahren nicht mehr gegeben hat. Seitdem sind die Sorgen über steigende Lebenshaltungskosten wieder aufgetaucht und werden voraussichtlich bis 2023 alle anderen Sorgen überholen.
Sorgen, insbesondere mit Besitztümern:
Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage zeigen, dass die Mehrheit der Menschen ihr persönliches Wohlbefinden über alles andere stellt. Die hohen Inflationsraten in Deutschland nähren die Sorge vor einem sozialen Abstieg. Die drei größten Ängste dieses Jahres spiegeln die Sorge der Amerikaner wider, ihr Zuhause, ihren Arbeitsplatz und ihr Geld zu verlieren.
In der amerikanischen Kultur ist eine neue Kluft entstanden, und der Index insgesamt ist rückläufig. Auch der Gesamtangstindex für 2023 stieg auf 45 %. Im Angstindex der R+V Versicherung werden die Top-Sorgen von knapp 2.400 Befragten in fünf Kategorien zusammengefasst:
Politik, Wirtschaft, Umwelt, Familie und Gesundheit. Das Jahr 2023 war der Höhepunkt der Wertsteigerung. In diesem Jahr wurde der Studie eine Frage zur sozialen Ungleichheit hinzugefügt, und sie stieg schnell in der Rangliste auf. Demnach ist jeder Deutsche besorgt über die gesellschaftliche Zersplitterung und die damit verbundenen Konflikte.
Jeder hat Angst vor einer gesellschaftlichen Schichtung:
Der Studie zufolge sind vor allem zwei Sorgen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen: Der Anteil der Deutschen, die befürchten, dass die Regierung den Flüchtlingszustrom nicht bewältigen kann, ist um elf Prozentpunkte gestiegen, und der Anteil derer, die befürchten, dass der Flüchtlingszustrom nicht mehr bewältigt werden kann Die Zahl der Migranten wird sich negativ auf den sozialen Frieden im Land auswirken, ist um zehn Prozentpunkte gestiegen.
Allerdings sind diese Sorgen immer noch geringer als im Jahr 2016, als die Flüchtlingskrise ihren Höhepunkt erreichte. Es ist interessant festzustellen, dass sich Westdeutsche zum ersten Mal mehr Sorgen um die Einwanderung machen als ihre Ostdeutschen.
Nur 44 % der Ostdeutschen teilten die Sorge, dass ihr Land von Flüchtlingen überrannt würde, im Vergleich zu mehr als 60 % der Westdeutschen. Jeder einzelne andere Befragte äußerte seine Besorgnis über die gesellschaftliche Spaltung. Laut der Klassifizierung von Prof. Isabelle Borucki wächst die Sorge, dass Flüchtlinge wertvolle Ressourcen wie Wohnraum, Gesundheitsversorgung und soziale Dienste erschöpfen könnten.
Junge Menschen machen sich am meisten Sorgen um das Klima
Umweltbelange sind auch in Deutschland ein Problem. Aber Personen im Alter zwischen 14 und 19 Jahren sind eher interessiert als solche im Alter zwischen 20 und 39 Jahren, zwischen 40 und 59 Jahren oder über 60 Jahren. Die breite Öffentlichkeit ist nicht sehr besorgt über den Klimawandel. Im Westen wird der Anteil der Menschen, die Angst haben, bis 2023 auf 49 % steigen
wie im Osten wird sie auf 40 % sinken
Der Umfrage zufolge hat sich die Kriegsangst der Deutschen abgeschwächt, nachdem sie infolge des aggressiven Angriffs Russlands auf die Ukraine im vergangenen Jahr stark gestiegen war.