Die kinematografische Welt von Polizeiruf 110 Cottbus ohne Kopf’ erkunden: In der Provinzmetropole der Niederlausitz, „Cottbus ohne Kopf“, ist alles in Unordnung, so der Titel des vierten „Polizeirufs 110“ mit André Kaczmarczyk, und das nicht nur, weil die Karnevalsstände kurz vor dem Aufbau stehen.
Clique, wirtschaftliche Abhängigkeit und behördliche Manipulationen werden von Ross und seinem Kollegen Luschke systematisch ausgelaugt. Aus erzählerischer und psychologischer Sicht scheint alles einen Sinn zu ergeben, obwohl die Dramaturgie antiquiert ist und die Handlung auf dem Gemeinschaftsleben basiert.
Cottbus hält sein Versprechen einer coolen Produktion oder Genre-Popularität nicht ein. Vincent Ross Kaczmarczyk hingegen bringt in jede Szene seine eigene Persönlichkeit ein, sei es durch ein selbstgefälliges Grinsen, einen mitfühlenden Blick oder ein Verhör, das echte Neugier weckt – und schließlich Trost spendet. Seine Besonderheit am Tatort geht daher über seine elegante Kleidung und seinen unauffälligen queeren Reiz hinaus.
Im Nachgang des Cottbuser Karnevals steigt die Spannung, als eine Leiche entdeckt wird. Denn alle Beteiligten des Großereignisses in Brandenburgs zweitgrößter Stadt sind persönlich oder beruflich vom Zusammenbruch eines Autokonzerns mit polnischem Motiv betroffen. Es war allgemein bekannt, dass Jurek Bukol ein Unruhestifter war.
Der Mann und sein Karnevalsumzugsauto kamen bei einem Brand in der Werkstatt des Mannes ums Leben. Vincent Ross (André Kaczmarczyk), der nach Cottbus geschickt wurde, antwortet mit einem selbstgefälligen Grinsen im Gesicht auf die gemeldete Todesursache „Herzinfarkt“.
Dies vergisst er, als er sich mit dem Abteilungsleiter Oelßner (Andreas Dohler) anfreundet, der alles, was passiert ist, einschließlich Bukols Streit mit Christoph Bachs Karnevalszampano Behrend und den erfolglosen Fall des Künstlers aufgrund einer umstrittenen Standgenehmigung, herunterspielt und keine kriminellen Aktivitäten im Zusammenhang damit findet die verstorbene Person.
Zum Glück mag die deutsch-polnische Kollegin Alexandra Luschke (gespielt von Gisa Flake) im Swiecko-Büro den enthusiastischen jungen Mann sehr. Obwohl sie die Ex-Frau (Julika Jenkins), den Bruder (Niklas Bruhn) und die Tochter (Pia-Micaela Barucki) des Verstorbenen kennt, mit denen sie zur Schule ging, hat sie keinen Grund, Ross zu mögen; Ihre Vorurteile und das Unheil der Stadt widersprechen ihren Prinzipien.
Die Geschichte ist im alltäglichen Gemeinschaftsleben verwurzelt und wird die Zeit überdauern. Cottbus ist nicht für seine innovativen genreübergreifenden oder hochmodernen Produktionswerte bekannt. Mit einem Karneval, der seine Wurzeln in der Geschichte der Stadt hat, etwas Farbe in die tristen Wintermonate zu bringen, ist eine fantastische Idee. Kaczmarczyks Darstellung des modebewussten Inspektors ist wie immer eine nette Geste.
Der eine oder andere Lausitzer ist stehengeblieben und hat geschockt zugeschaut. Silver Mariechen, ihre Kameradin bei den Cottbus Dancers, ist genauso da draußen. Die beiden neuen Mitglieder des Teams sind Frank Leo Schroder (der in „Der Gott des Geldes“ debütierte) als Streifenpolizist Karl Rogov und Gisa Flake (der in „Hermann“ mit Lucas Gregorowicz debütierte).
Diesmal aus Swieckos Büro. André Kaczmarczyk, besser bekannt als Vincent Ross, bleibt jedoch die zentrale Figur der Serie und verleiht jeder Szene mit subtilem Lächeln, einfühlsamen Blicken und ernsthaften Verhören sein eigenes Flair.
Wenn sein Kollege Oelßner diesem Kommissar das Gefühl gibt, albern zu sein, stellt er trotz seiner Sensibilität und seines Verständniswillens möglicherweise ebenso scharfsinnige Fragen oder macht laute Ansagen.
Und am Ende wird Ihnen dieses Krimidrama mit einer Vielzahl von Nebenhandlungen Trost spenden, egal ob Sie sich mit dem Verbrecher oder dem Opfer identifizieren. Es sind also nicht nur seine Persönlichkeit und seine Kleidung, die auf subtile Weise schwul sind, die ihn am Tatort hervorstechen lassen.