Gesine Cukrowski thematisiert Geschlechterungleichheit im deutschen Kino: Wenn man Gesine Cukrowski in ihrer Antagonistenrolle in der ZDF-Serie „Hotel Mondial“ beobachtet, offenbart sich ihr konfrontativer Charakter. Hinter der Kamera muss sie sich den anhaltenden Herausforderungen schlechter Bezahlung und begrenzter Karrieremöglichkeiten für Frauen im deutschen Film stellen.
Trotz ihres enormen Ruhms hat Gesine Cukrowski (54) nie aufgehört, die Film- und Fernsehbranche wegen ihrer Lohngerechtigkeit und der mangelnden Repräsentation von Frauen ab 47 Jahren zu kritisieren. Während sie eine Drehpause für die ZDF-Serie „Hotel Mondial“ einlegt (neue Folgen Premiere am 4.
Oktober und ab 27. September in der Mediathek verfügbar), setzt sie sich mit einem Schweriner Café-Besucher zusammen und spricht über die Schwierigkeit, den Lebensunterhalt zu bestreiten als Schauspielerin und der von ihr mitbegründeten Kampagne „Let’s change the picture“.
Sie und das Online-Journal „Palais F*luxx“ haben im Rahmen der Berlinale die Kampagne „Let’s change the picture“ gestartet, um für die gleichberechtigte Vertretung von Frauen über 47 Jahren im deutschen Film und Fernsehen zu werben.
In Deutschland gibt es mehr als 21 Millionen Frauen, die 47 Jahre oder älter sind, was in jeder Hinsicht einen beträchtlichen Anteil der Bevölkerung ausmacht. Die Anzahl der Darstellungen dieses Gebietes wird maßlos überschätzt und das Material spiegelt nicht unsere tatsächlichen Erfahrungen wider. Die Geschichten, die wir auf der Leinwand sehen, unterscheiden sich stark von unserem eigenen Leben. Was auch immer sich ändern muss.
Warum sollte man statt bei 50 bei 47 aufhören?
In diesem Fall werden üblicherweise runde Zahlen verwendet. Daher kann es anstrengend sein, über 50 Jahre alt zu sein, da einem kaum noch Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wenn Sie derzeit über 47 Jahre alt sind, kann es zu Schwierigkeiten kommen.
Genau das hoffen wir auch. Und in den Vierzigern setzt die Unsichtbarkeit ein. Im Fernsehen funktioniert das Klimakterium wie ein imaginärer Einschaltknopf. Mit Erreichen der 60er kommen die Großelternrollen wieder ins Spiel …
Konnten Sie bisher mit Ihrem Marketing Ergebnisse erzielen?
Zweifellos kam es zu gewaltigen und heftigen Reaktionen. Die Förderung der Interessen einer Randgruppe der Gesellschaft hätte natürlich eine proportionale Wirkung. Das Problem besteht schon seit einiger Zeit. Es gab außergewöhnliche Bemühungen wie die Studie, die Maria Furtwängler für die Malisa Foundation durchgeführt hat.
Wir haben zwei Wochen lang darüber gesprochen, bevor es wieder verschwand. Obwohl nichts passiert ist, reicht es immer noch nicht annähernd aus. Viele Frauen waren dadurch frustriert. Viele Menschen, die schon lange damit zu kämpfen hatten, hatten die Hoffnung aufgegeben.
Ziel unserer Bemühungen war es, schnell wieder erhebliche Fortschritte zu erzielen. Mehrere Frauen teilten uns mit, dass wir sie dazu inspirierten, es weiter zu versuchen, obwohl sie zuvor aufgegeben hatten.
Was ist der entscheidende Faktor?
Alle Menschen reden ständig miteinander und tauschen Informationen aus. Aufgrund unserer zahlenmäßigen Überlegenheit ist es Ihnen derzeit unmöglich, uns einzuholen. Frauen, die aufgrund wiederholter Rückschläge die Hoffnung verloren hatten, entdecken ihren Glauben an die Kraft der Solidarität, positive Veränderungen herbeizuführen, wieder.
Was ist die Motivation hinter diesen Mauern und wer baut sie?
Wir alle sind unter der Herrschaft patriarchaler Institutionen und der Oligarchie aufgewachsen. Feministinnen sind oft sehr fortschrittliche Frauen, aber auch sie sind in einer patriarchalischen Gesellschaft aufgewachsen. Deshalb hat jeder von uns einen verinnerlichten patriarchalen Blick. Deshalb sollten Sie immer wieder fragen:
Wo liegen die zugrunde liegenden Probleme und Muster?
Das Erkennen eines Problems ist der erste Schritt zur Lösung. Als nächstes stecken Sie Ihren Finger in den Schnitt. Dass es überhaupt eine Chance hat, liegt an der aktuellen Lage. Die Medien haben die Pflicht, den Stand der Dinge in unserer Gesellschaft in Filmen und Fernsehsendungen widerzuspiegeln. Es ist inakzeptabel, dass der Film die bereits stattfindenden gesellschaftlichen Veränderungen ignoriert.