Margot Friedländer Ein Lebensweg voller Überlebenskraft und Hoffnung: 1921 wurde Margot Friedländer geboren. Nach den Pogromen im November 1938 unternahm die Familie mehrere erfolglose Einwanderungsversuche. Als ihr Bruder Ralph im Januar 1943 verhaftet wurde, stellte sich ihre Mutter der Gestapo.
Sie und ihr Sohn wurden nach Auschwitz deportiert und starben dort. Der einundzwanzigjährige Friedländer flüchtete in den Untergrund nach Berlin und lebte die nächsten fünfzehn Monate an sechzehn verschiedenen Orten im Untergrund. Als sie im Frühjahr 1944 eine Patrouille von „Greifern“ sah, wurde sie gezwungen, sich der SS anzuschließen, um ihre jüdischen Glaubensbrüder aufzuspüren und auszuliefern.
Nach ihrer Festnahme wurde sie in das Internierungslager Theresienstadt gebracht. Sie lernte Adolf Friedländer, einen alten Freund, kennen, als sie als Kostümschneiderin für den Jüdischen Kulturbund Berlin arbeitete. Nachdem sie sich in einem Internierungslager kennengelernt hatten, heirateten Margot und ihr Mann. 2008 veröffentlichte Rowohlt ihr Buch „Versuche, dein Leben zu machen“. Im Jahr 2010 zog Friedländer nach Berlin, wo er derzeit angestellt ist. Ihre Staatsbürgerschaft wurde von der deutschen Regierung wiederhergestellt.
Name: | Margot Friedländer |
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Geburtsdatum: | [ 5. November 1921] |
Geburtsort: | [ Berlin] |
Nationalität: | Deutsch |
Überlebende des Holocaust: | Ja |
Lebenswerk: | [Zeitzeugin auftritt] |
Auszeichnungen und Ehrungen: | [Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland] |
Ausgangspunkte:
Anni Margot Bendheim Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren und wuchs im Kreuzberger Stadtteil Lindenstraße auf. Als die Nazis 1938 die Macht übernahmen, war sie zwölf Jahre alt und viele Juden waren aufgrund der zunehmenden Verfolgung, der sie ausgesetzt waren, gezwungen, ihre Häuser zu verlassen oder unterzutauchen. Als Friedländer siebzehn Jahre alt war, wurde er 1938 Zeuge des Pogroms gegen jüdische Einrichtungen und Synagogen. Trotz der Wünsche ihrer Mutter widersetzte sich ihr Vater – ein Kriegsveteran – der Ausreise der Familie aus dem Land.
Wenige Tage später folgten Margots Mutter und ihr Bruder, die nie wieder gesehen wurden, ihrem Vater nach Auschwitz. Mit der Unterstützung von sechzehn verschiedenen Personen begab sich Margot für die nächsten fünfzehn Monate auf die Flucht. Sie wurde in Gewahrsam genommen und im Juni 1944 nach Theresienstadt transportiert.
Dort heiratete sie schließlich Adolf Friedländer, den sie zuvor in Berlin als Leiter und Direktor des Jüdischen Kulturbundes, bei dem sie gearbeitet hatte, kannte . Das Lager wurde am 8. Mai 1945 von den Russen befreit und Adolf Friedländer trat im nächsten Jahr als stellvertretender Geschäftsführer in die 92nd Street Y ein, während Margot Friedländer in New York als Schneiderin und Reisebüro arbeitete.
Nachdem Margot Friedländer über 50 Jahre in den USA gelebt hatte, fasste sie 2003 den Entschluss, ihre Geschichte zu erzählen. Als der deutsche Filmemacher Thomas Halaczinsky erfuhr, dass sie ein Buch schrieb, beschloss er, seinen Film auf ihrem Leben zu basieren. Zum ersten Mal seit 57 Jahren behauptete Friedländer: „Ich kam nach Berlin und dann passierte alles.“
Don’t Call It Heimweh von Halaczinsky hatte seine internationale Premiere beim Woodstock Film Festival 2004 in New York (Heimweh ist die Bezeichnung für Heimweh). Im darauffolgenden Jahr begann Friedländer mit dem Schreiben von „Versuche, dein Leben zu machen: als Jüdin versteckt in Berlin“, das bei seiner Veröffentlichung im Jahr 2008 großes Lob erhielt.
Friedländer erhielt es umgehend eine Einladung, nach Deutschland zurückzukehren, wo sie begann, vor Gruppen und Institutionen Vorträge über ihre Erfahrungen zu halten. Nach dem Triumph des Einhard-Preises 2009 für hervorragende Autobiografie wurde das Buch zum Bestseller.
Seitdem hat Friedländer ihre erstaunliche Geschichte Zehntausenden Menschen in Europa und den Vereinigten Staaten präsentiert. 2010 kehrte sie endgültig nach Berlin zurück. Mit sechsundneunzig Jahren hält sie immer noch einmal pro Woche Lesungen vor vierzig oder fünfzig Personen. Mithilfe eines Audioguides, der ihre Geschichten über das Leben in Berlin während des Krieges erzählt, können Zuhörer mit ihr eine selbstgeführte Tour zu den verborgenen Orten der Stadt unternehmen.
Berlin, noch einmal
Nach mehreren weiteren Besuchen entschloss sich Margot Friedländer 2010, endgültig nach Berlin umzuziehen. Es gelang ihr, ihre deutsche Staatsbürgerschaft wiederzuerlangen. Bundespräsident Christian Wulff überreichte ihr am 9. November 2011 im Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Seit ihrer Rückkehr ist Margot Friedländer eine regelmäßige Gastrednerin in deutschen Klassenzimmern und an anderen Orten, um ihre Erfahrungen weiterzugeben und junge Menschen zu moralischem und staatsbürgerlichem Engagement zu inspirieren. Der Margot-Friedländer-Preis wurde 2014 ins Leben gerufen, um die Bemühungen junger Menschen im Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus in der modernen Welt zu unterstützen und zu würdigen.
Akustischer Leitfaden:
Seit Juni 2013 gibt es einen Audioguide zu Margot Friedländers Geschichte über das Leben in Berlin und ihre Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt während des Zweiten Weltkriegs zu hören. Auf einem interaktiven Rundgang durch Berlin können Zuhörer mehrere Stationen erkunden und geheime Orte entdecken. Die Sender wurden von der Potsdamer Firma Yopegu produziert und von Margot Friedländer moderiert.
Ehrungen
- 2009: Einhard-Preis für Versuche, dein Leben zu machen
- 2011: Bundesverdienstkreuz am Bande
- 2016: Verdienstorden des Landes Berlin
- 2018: Obermayer German Jewish History Award (Distinguished Service Award)
- 2018: Ehrenbürgerwürde Berlins
- 2018: Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung
- 2019: „Talisman“ der Deutschlandstiftung Integration
- 2021: Jeanette-Wolff-Medaille der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit
- 2022: Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin
- 2022: Walther-Rathenau-Preis (Laudator Frank-Walter Steinmeier)
- 2023: Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland