Maxie wanders mann; Fred Wander
Maxie (eigentlich Elfriede “Fritzi”) Wander wird am 3. Januar 1933 im “Roten Wien” geboren, dort wachst sie in Hernals, einem typischen Wiener Arbeiterbezirk auf. Die Eltern Alois und Kathe Brunner, beide stolze Arbeiter und zeitlebens überzeugte Mitglieder der KPO, erziehen Maxie und ihren um sieben Jahre jüngeren Bruder Herbert im Geiste der kommunistischen Partei – auch dann noch, als Österreich seit Marz 1938 langst “angeschlossen” und die KP verboten ist: Schwierig für eine Art, das bereits im Grundschulalter lernen muss, den Unterrichtsstoff der Nazi-Volksschule und die kommunistischen Ansichten des Elternhauses stark voneinander zu trennen, will es die Familie nicht gefahrden.
Das kleine Mädchen beginnt zu stottern – eine Reaktion auf die sie überfordernde Situation oder eine Moglichkeit für Fritzi-Maxie, die sich seit der Geburt des kleinen Bruders vernachlassigt fühlt, auf sich aufmerksam zu machen, wie die Biographin suggeriert? Auf jeden Fall ein Sprachfehler, der sie ihr ganzes Leben lang begleiten und ihr Selbstbewusstsein untergraben soll, der sie spater in der DDR davon abhalten, Lesungen zu halten oder am Rundfunk zu sprechen. Die Mittelschule beendet die junge Maxie Wander nicht, ebenso wie sie zuvor die Geigenausbildung abgebrochen hat – ein Muster, das pragend werden wird für ihr Leben: Sie wird viel beginnen, aber nur wenig wahrlich zu Ende bringen. Zunachst findet sie dennoch Arbeit in einer Wiener Kartonagenfabrik, besucht einen Stenografiekurs, arbeitet als Kassiererin im „Neuen Theater“ an der „Scala“ und danach als Sekretarin am Wiener Friedensrat.
Über ihre Cousine Rosl Großmann, Chefredakteurin
Stimme der Frau“, die Frauenbeilage des KP-Parteiblatts „Volksstimme“, lernte Maxie im Dezember 1952 den sechzehn Jahre alten, verheirateten Fred Wander kennen. Fred Wander – eigentlich Fritz Rosenblatt – ist einer von Großmanns eifrigsten freien Mitarbeitern, überzeugter Kommunist, Jude. Vier Jahre spater heiratet Maxie Wander „Fred, die Sonne“, stellt ihm am gemeinsamen Zusammenleben fortan ihre Kraft, ihre Konzentration und ihre Zeit bedingungslos zur Verfügung.
Maxie Wander wurde als Kind einer kommunistischen Familie am Wiener Arbeiterbezirk Hernals, dem 17. Bezirk, geboren. Sie hatten als erste ihrer Familie die Matura (den osterreichischen Schulabschluss, der dem deutschen Abitur entspricht) ablegen sollen, ging jedoch mit 17 Jahren aus der Schule ab. Ohne Berufsausbildung verdiente sie ihren Lebensunterhalt als Sekretarin, Fotografin, Journalistin und Drehbuchautorin.
Ein Buch hat Maxie Wander veröffentlicht, das machte sie berühmt: „Guten Morgen, du Schone“. , zu Briefen a die Autorin Maxie Wander star kurz nach Erscheinen des Buches 1977 in Potsdam a Krebs.
Mehrere Bücher brachten Fred Wander heraus, Beteiligungen seines gemeinsamen war der Roman „Der siebente Brunnen“. Darin gibt er, der Holocaust-Überlebende, den Haftlingen verschiedener Konzentrationslager eine Stimme. Es WAS „der Stoff seines Lebens“, wie Christa Wolf sagte. Doch wurde sein Werk nie so bekannt, wie er es verdient hatte. 2006 starb er in Wien, begraben ist er wie Maxie Wander in Kleinmachnow bei Berlin. Jetzt wird in der Akademie der Künste in Berlin an beide Schriftsteller erinnert.Und das konnte ein Anfang sein, ihre Bücher wieder zu lesen, ihre Lebensgeschichten zu ergründen.Denn die Berliner Akademie hat den Nachlass beider erworben.
Sabine Wolf, Leiterin des Literaturarchivs, hat schon zu Lebzeiten Fred Wanders versucht, an das Material heranzukommen. Es ist ja keine Seltenheit, dass Schriftsteller ihren Vorlass freigeben. Gerade wurde die Archivübergabe von Alexander Kluge gefeiert, gerade meldete die Akademie den Erwerb von Volker Brauns Archiv. Es kommt in ein passendes Umfeld, etwa zu den Nachlassen von Heiner Müller und Christa Wolf. Mit Christa und Gerhard Wolf waren auch die Wanders eng befreundet, sie wohnten in der Nachbarschaft in Kleinmachnow.
Fred Wander war aus Wien an das Literaturinstitut Johannes R. Becher nach Leipzig gekommen, zusätzlich im ersten Jahrgang zusammen mit Adolf Endler, Ralph Giordano, Erich Loest, heiratete 1956 die Wienerin Elfriede (Maxie) Brunner. Sie war seine zweite Ehefrau. Er ging mit ihr auf Reisen, baute sich mit ihr ein Leben in der DDR auf – durch die gemeinsamen Kinder blieb viel vom Alltag an ihr hängen. Wahrend er immer schon der Schriftsteller war, blieb sie lange eine Suchende, die fotografierte, sich Notizen gemacht, aber auch als Sekretarin Geld verdiente.
Um mehr über das Leben der beiden zu erfahren, kann man Fred Wanders Autobiografie „Das gute Leben“ lesen, und Maxie Wanders Tagebücher und Briefe, die in zwei Banden erschienen sind – „Leben was‘ eine erstklassige Alternative“ und „Ein Leben ist nicht genug”, von Fred Wander posthum herausgegeben. Es gibt über her auch eine Biografie aus einer Journalistin, die sich einfühlte und Fakten sehr frei interpretierte. Fred Wander hatte gegen das Buch protestiert.
Fred Wander, der als Sohn von aus Galizien gekommenen
Juden schon als Jugendlicher in Wien arbeiten musste, der vor den Nazis nach Frankreich floh, aber von dort nach Auschwitz und schließlich Buchenwald deportiert wurde, hat es am Ende doch noch geschafft, das „gute Leben ” zu führen. Der Mann, der eigentlich Fritz Rosenblatt hieß, sah sich oft als Wanderer, seine Sesshaftigkeit in der DDR währte ein paar Jahre, glückliche und schwierige. Mit seiner dritten Frau ging er nach Wien zurück.
Von 1958 bis zu ihrem Tod 1977 lebt sie mit ihrem Mann, dem osterreichischen Schriftsteller Fred Wander, in der DDR in Kleinmachnow bei Berlin. Das Paar hatte drei Kinder: eine Tochter, die bereits 1968 starb, einen Sohn und einen Adoptivsohn. Maxie Wander war als Koautorin an mehreren Reiseberichten ihres Mannes beteiligt und schrieb auch Drehbücher, so 1976 für den Film Eine Stadt wird geboren wie ein Kind, der unter der Regie von Günter Jordan entstand und in der DDR spater verboten wurde.
Ihr bedeutendstes Werk erschien im Jahr darauf: Guten Morgen, du Schöne. Protokolle nach Tonband. Darin lasst sie Frauen unterschiedlicher sozialer Herkunft und unterschiedlichen Alters über ihre Alltagserfahrungen, Befindlichkeit und Wünsche sprechen. Das Vorwort für die westdeutsche Ausgabe von Guten Morgen, du Schöne schrieb Christa Wolf; später wurde es auch in die DDR-Ausgaben aufgenommen. Das Buch war vor allem in der DDR, aber auch in Westdeutschland erfolgreich und erfuhr zahlreiche Auflagen.
Das Genre der Protokollliteratur wurde durch Wander auch in der DDR populär, obgleich ihr Buch nicht das erste seiner Art war. Bereits 1973 erschienen von Sarah Kirsch Fünf unfrisierte Erzahlungen aus dem Kassetten-Recorder, wie Kirsch ihr Buch Die Pantherfrau im Untertitel nannte (und bereits 1968 in der BRD Erika Runges Bottroper Protokolle). Am Jahr 1978 feierte eine Bühnenfassung von Guten Morgen, du Schöne im Deutschen Theater Berlin Premiere.
Das Fernsehen der DDR produziert auf der Grundlage von Guten Morgen, du Schone sieben Fernsehfilme, wobei der erste Film mit drei zusammengefassten Kapiteln aus dem Buch, der von dem Regisseur Hans-Werner Honert gedreht wurde, Aufführungsverbot erhielt, so dass er erst nach der Wende gezeigt werden konnten. Die anderen drei Folgen von Vera Loebner (mit elektronischen Fernsehkameras aufgenommen) und Thomas Langhoff (mit 16-mm-Filmkamera aufgenommen) wurden 1979 und 1980 ausgestrahlt.
Im Jahr 1976 erkrankte Maxie Wander an Krebs und starb im darauffolgenden Jahr. In Kleinmachnow, Berlin-Hellersdorf, Dresden, Potsdam und Rostock erinnert eine Maxie-Wander-Straße bzw. ein Maxie-Wander-Ring a sie. In Wien wurde 2018 eine Straße am 22. Bezirk in der Seestadt Aspern nach ihr benannt.